BlogMinimalismus

Auf 14qm

Ich habe unseren Raumbedarf der letzten drei Jahre Revue passieren lassen.

In Frankreich wohnten wir auf 160 qm zuzüglich einem Keller von 96 qm und einer Doppelgarage von etwa 30 qm. Der Keller und sogar die Garage waren komplett vollgestellt, obwohl wir nur ein Auto hatten.

Jetzt haben wir, wie der Name der Website sagt, etwa 14 qm. Nun muss der Anteil unserer Kinder von diesen 286 qm abgezogen werden, machen wir es uns aber einfach und nehmen ihren Anteil im Keller und ihrer Zimmer als Maßstab, der lag etwa bei 30%. Das bedeutet, dass wir uns von etwa 200 auf 14 qm reduziert haben. Ein unvorstellbarer Wert.

Zur Verdeutlichung ein anderer Wert. Für den Umzug nach Frankreich oder später nach Rastatt benötigten wir zwei 7,5 to LKWs, beide waren bis unter das Dach beladen, dies entspricht etwas 70 m³, der Rest musste in unseren damaligen Van, einem RENAULT Espace. Jetzt würde uns grob geschätzt ein großer Kombi reichen.

Warum?

Ich muss wieder einmal aus LETHAL WEAPON zitieren: „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“

Nicht unser Projekt 14qm war der Auslöser uns zu reduzieren, sondern schlicht das Verlangen einen solchen Umzug nicht nochmal machen zu müssen, man wird ja nicht jünger. Es waren die Schweinehunde Faulheit und Bequemlichkeit.
Nun hatten wir das Glück, das unser Vorhaben massiv beschleunigt wurde, weil wir auf unsere neue Wahnsinnsidee kamen im Wohnmobil leben zu wollen. Jetzt mussten wir uns konsequent verschlanken. Aber die Vorstellung alles von 200 auf 14qm eindampfen zu müssen, erschreckt und kommt einem zunächst utopisch vor.

Wie?

Die ersten Schritte waren die einfachsten. Wir begannen in regelmäßigen Abständen durch unsere Wohnung zu gehen und alles schon lange nicht mehr Benutzte zu verkaufen oder zu verschenken.

Unmengen von Büchern, die jeden Umzug mitgemacht haben, aber jedesmal wieder unbenutzt im Regal verschwanden, wurden aussortiert. Zu Anfang ertappt man sich noch kurz gewohnsheitsmäßig beim „Vielleicht brauche ich es doch noch“ Gedanke, doch dieser verliert sich sehr schnell.

Krimskrams und Tinnef, der die Wohnung schmückte oder eingelagert war, weil er nicht mehr benutzt wurde, verschwand. Schon da bemerkt man die ersten positiven Effekte, denn das Putzen der Wohnung geht schneller und einfacher, da weniger gereinigt und rumgeräumt werden muss.

Dann kam unser Entschluss im Wohnmobil zu leben, nun hieß es etwas mehr Gas geben. Klar war zu diesem Zeitpunkt schon, dass die Kinder das Haus verlassen werden. Da wir immer mit schnellen und spontanen Entscheidungen gelebt haben, brachte uns die Idee alles 10 Monate früher über die Bühne gehen zu lassen, auch nicht mehr groß ins Schwitzen. Wozu hat man Kinder.

Denn der Mensch muss Glück haben, unseres war der Wunsch unserer Kinder in anderen Städten studieren zu wollen. Zwei Hausstände neu auszustatten, pulverisiert den eigenen Hausstand und steigert sich zu atomisieren, wenn beide so wenig wie möglich neu kaufen wollen
Der Rest wurde in etwa 1500 EBAY Auktion verkauft, ging an Bekannte, Arbeitskollegen und verkaufte sich über eine Gruppe in FACEBOOK.

Irgendwann verlor sich jegliche Zurückhaltung, „Brauch ich nicht, weg damit“ war eine immer beliebtere Antwort. Die Entscheidung zwischen behalten oder loswerden wurde immer leichter, man konnte immer leichter loslassen.

Wir wollten mit weniger leben, leben jetzt mit noch viel weniger und noch immer verlassen uns Dinge, die wir doch nicht brauchen.

Es ist ein gutes Gefühl, wir fühlen uns freier, vom Ballast befreit.

Andreas