Alles wird gut, haben sie uns alle immer wieder gesagt. Wird es das wirklich und wann ist eigentlich alles wieder gut?
Nach den momentanen Prognosen wird eben nicht alles wieder gut, zumindest nie wieder so gut wie früher.
Claudia wird ihre Schulter nie wieder so bewegen können wie vor dem Unfall und die Genesung umfasst drei schlichte Ziele: Essen, Kämmen und Arsch abwischen. Das ist die klare Ansage unseres Orthopäden und Chirurgen.
Von einer Genesung sind wir zwei Monate nach dem Unfall Lichtjahre entfernt und laut Arzt liegt die Genesung auch irgendwo im fernen Jahr 2020. Aufgrund eines weiteren kaputten Muskels im hinteren Bereich der Schulter kann Claudia den Arm im Moment auch nicht heben. Faktisch liegt die Beweglichkeit des Armes im Moment irgendwo bei 10%.
Beim letzten Besprechungstermin mit Röntgenkontrolle vor wenigen Tagen hat der Arzt uns die Wahrheit recht schonungslos um die Ohren gehauen. Das hat Claudia erst einmal den Tag richtig versaut, aber dann ihren Kampfgeist wieder geweckt, der im Moment all zu oft zwischen den Schmerzen und der Verzweiflung über nicht mögliche Bewegungen zerrieben wird.
Seine klaren Worte zur Schwere der Verletzung lassen keinen Zweifel daran, dass wir über jeden weiteren Fortschritt jenseits der drei goldenen Tätigkeiten glücklich sein müssen und wir diese Fortschritte einfach feiern sollten.
Es wird also noch lange dauern, bis wir endgültig wissen wie viel Einschränkungen im Endeffekt bleiben werden.
Claudia darf weiterhin die Schulter nicht nach außen rotieren und auch nicht mit mehr als 2 Kilo belasten. Noch immer besteht die Gefahr, dass die ganze Konstruktion mit der Platte und den zwölf Schrauben in der Schulter auseinander fällt wie ein Kartenhaus. Fahrrad fahren fällt somit auch noch flach.
Den Kletterpark im September können wir aus dem Kalender streichen und vielleicht wird es auch nie wieder einen Kletterpark geben. Und wenn dem so ist, können wir es nicht ändern, aber vielleicht wird Claudia auch der einarmige Held des Kletterparks.
Alles wird gut sein, wenn wir wieder zusammen auf unseren Rädern sitzen können.
Alles wird gut sein, wenn wir irgendwann wieder zusammen durch einen französischen Supermarkt schlendern können, denn es wird im Moment keine größere Fahrt geben. Wir müssen mehrmals in der Woche zur Physiotherapie und auf die kann im Moment nicht verzichtet werden.
Alles ist gut, denn Claudia ist zurück im Alkoven, das geht auch mit nur einem Arm.
Aber manchmal ist dann doch alles Scheiße, aber Claudia darf das sagen und dann bin ich da, mit dem Malkasten und den bunten Farben, aber manchmal auch mit einem Arschtritt.
Alles wird gut … Vielleicht