14qm LifestyleDIYFahrrad

Wir fahren elektrisch – Wir bauen uns ein E-Bike

E-Bike

Auf unserer letzten Tour haben wir schon mehr Kilometer mit dem Rad zurückgelegt als mit unserem Wohnmobil. Das wollen wir noch weiter ausbauen. Das E-Bike kommt.

E-Bike? Niemals

Ich wollte nie ein E-Bike, dass war ein absolutes No-Go. Das Fahrrad war für mich lange Zeit ein Trainings- und Freizeitgerät. Darauf habe ich mich früher gequält. Mit einem nackten Rad, ohne Schutzbleche, Licht und anderen Gewichten habe ich Kilometer gefressen und E-Bikes auf der Strecke zersägt. Für mich war ein E-Bike ein Rentner-Bike.

Aber hin und wieder hilft einfach das Wechseln der Perspektive um seinen Standpunkt zu ändern. Das Fahrrad ist für mich schon lange kein reines Sportgerät mehr, sondern es ist unser primäres Verkehrsmittel geworden. Mein Rad ist keine nackte Fahrmaschine mehr. Gerade erst habe ich die Schutzbleche aus Kunststoff zum Stecken (haben nie richtig gut gehalten) gegen größere und verchromte Bleche von einem Schrottfahrrad getauscht. Man will ja nicht rumlaufen, als hätte man gerade in die Hose gekackt. Auch ein Gepäckträger und Licht ziert mittlerweile mein Fahrrad.

E-Bike? Ja bitte

Ein E-Bike ist für uns genau das Richtige. Wir können unsere Reichweite erhöhen und wir können auch in bergigen Regionen ganz normal mit dem Rad unterwegs sein. Im Moment sehen wir die elektrische Unterstützung als Ergänzung für steile oder zu viele Berge, für das Loch am Ende einer langen Tour, wenn die letzten Kilometer sich wie Kaugummi ziehen oder dich der Gegenwind demoralisiert.
Stell dir mal vor, dass du mit deinem Wohnmobil in Saintes-Maries-de-la-mer stehst und einfach so mal 53 km nach Nîmes radelst. Das geht auch ohne elektrische Unterstützung, aber mit einem E-Bike bekommt diese Tour die Leichtigkeit von Eischnee.

Das E-Bike erweitert unseren Aktionsradius enorm und unser Wohnmobil wird noch mehr zu dem, was es jetzt eigentlich schon ist, nämlich ein mobiles Heim, dass mehr oder weniger lang an einem Ort verweilt. Wir wollen auch weiterhin nicht Orte konsumieren, wie andere eine Tüte Chips beim Fernsehen futtern.

Nur mit dem Fahrrad können wir spontan in jedes Gässchen abbiegen, in jeder Sekunde anhalten. Mit einem Wohnmobil wie unserem hält man nicht einfach mal so an, schon weil meist der passende Parkplatz fehlt. Mit unseren Rädern können wir uns zudem abseits befestigter Wege bewegen. Nichts ist so intensiv als sich den Fahrtwind um den Kopf wehen zu lassen und die Landschaft direkt zu erleben. Und ganz nebenbei tun wir etwas für uns und unsere Kondition, denn wenn wir die Reichweite erweitern möchten, müssen wir uns je nach Topographie die elektrische Unterstützung mehr oder weniger einteilen.

Die Reisekasse bricht bei den steigenden Preisen für Diesel so wie so in Freudentränen aus.

Denken wir doch einfach noch einen Schritt weiter und kombinieren den ÖPNV und die Räder. Das erweitert nicht nur unsere Reichweite noch einmal enorm, wir können auch größere Distanzen in kürzerer Zeit überbrücken.

Wir bauen uns ein E-Bike

Genauer gesagt werden wir uns ein Pedelec bauen, also ein Fahrrad bei dem die elektrische Unterstützung bei 25 km/h endet. Und wie soll es anders sein, wir bauen die Teile selber. In Frühjahr werden wir zusammen mit Marco drei Fahrräder umbauen und dabei werden wir sogar die Akkus selber bauen. Im Moment sammeln wir Informationen, suchen gute Bezugsquellen und sparen. Eines können wir aber schon verraten, alleine beim Akku lässt sich durch den Selbstbau eine Menge Geld sparen.

Die geplante Aufrüstung unserer Solaranlage um 200 Wp wird dann zur Pflicht und ein zweiter, kleinerer Wechselrichter im Stauraum für die Akkus der E-Bikes wäre eine Überlegung wert. Eine weitere Überlegung ist die Anschaffung zweier zusätzlicher Akkus.

E-Bike, Pedelec, S-Pedelec
Der Begriff E-Bike hat sich in der Umgangssprache durchgesetzt. Es gibt allerdings zwei Arten elektrisch unterstützter Fahrräder. Pedelec: Die Unterstützung endet bei 25 km/h. Das Rad braucht keine Versicherung und keine Kennzeichen. Rechtlich sind es Fahrräder und dürfen somit auch Radwege benutzen. S-Pedelec: Die Motorunterstützung geht über die 25 km/h hinaus und die Fahrräder werden dem Kleinkraftrad gleichgestellt. Du brauchst Betriebserlaubnis, einen entsprechenden Führerschein, eine Versicherung und ein Kennzeichen. Der Radweg darf nicht mehr benutzt werden. Es gibt noch eine Reihe weiter Vorschriften. Die Aussage, ein Pedelec darf nicht schneller als 25 Km/h fahren, ist absoluter Unsinn. Selbst der SWR (bei 0:07) ist sich nicht zu blöd diese Aussage in diesem unsagbar schlechten Beitrag so zu senden. Ich kann mit einem Pedelec oder Fahrrad so schnell fahren wie ich möchte, beziehungsweise so schnell wie die Verkehrsregeln es erlauben. Als ich noch fast täglich trainierte, war ich regelmäßig mit einem Schnitt von 30 bis 35 km/h unterwegs und bergab war ich oft jenseits der 70 km/h, andere sind da noch schneller.

Wir werden den Umbau und die Kosten natürlich dokumentieren und dir auch unsere Bezugsquellen nennen.

Update Mai 2020 – Die Räder sind fertig

Nachdem wir das ganze Projekt durch Claudias Unfall im letzten Jahr etwas aus dem Focus verloren haben, ist das erste Fahrrad nun umgebaut. Marco hat ein defektes Fahrrad mit kompletten Umbausatz von Electric Bike Solutions inklusive hydraulischen Bremsen von Magura für 130 € gefunden. Die Defekte konnten wir reparieren und Claudias Fahrrad zu einem E-Bike mit hydraulischen Bremsen umbauen. Im Zuge des Umbaus wurden auch die Reifen, das Tretlager und die Kurbelgarnitur erneuert. Das vordere Laufrad wurde ersetzt, ebenso alle Züge der Schaltungen. Eine stabiler Vorbau von Ergotec ersetzte das rappelige Original.

Mein neues Rad ist ein originales E-Bike und kostete defekt 180,00 €. Einen neuen Kabelbaum gab es für 14 € und das gerade restaurierte Bike von Marin diente als Teilespender und so flogen alle schrottigen Komponenten raus und wurden ersetzt.

Update Juli 2022 – Alles anders

Ich fahre schon seit einem Jahr wieder ein herkömmliches Rad und Claudia benutzt das E-Bike nur für ihre Fahrten zur Arbeit. Für unsere Radreisen und Touren ist die elektrische Unterstützung eher störend. Fakt ist, dass mit wachsender Kondition und Kraft ein E-Bike für uns obsolet wurde.

Fazit

Zwei E-Bike für 550,00 €, das ist sensationell und alles funktioniert bestens. Wir haben sehr gute Komponenten verbaut und können die elektrischen Komponenten, wie Motor, Controller und Akku problemlos tauschen.

Marco und ich haben einige E-Bikes gekauft, repariert und verkauft. Wir haben festgestellt, dass bei den E-Bikes bis 2000 € meist völlig normale Komponenten verbaut sind und dies beweist, das jedes Rad mit einem guten Rahmen und einer guten Gabel zu einem E-Bike umgebaut werden kann.

Teile diesen Beitrag