WerkstattMinimalismus

Keine Bremsen, kein TÜV und einen Simmerring umsonst ersetzt

Fahrerhaus

Mit dauerhaft bewohnten Campern verhält es sich ja nicht viel anders als mit einem Einfamilienhaus. Irgendwann braucht die Hütte mal einen neuen Anstrich oder ein neues Dach. Wir haben eine gute Nachricht, ein neues Dach brauchen wir nicht, aber neue Bremsen.

Eigentlich fing alles ganz entspannt an. Wir haben das Fahrerhaus wieder einmal auf Vordermann gebracht und ihm einen neuen Anstrich verpasst. Die Sterne sind Geschichte, die Farbe ist geblieben, nur dass sie wieder in dem dunklen, geilen Blau leuchtet wie vor 4 Jahren.

Claudia hat noch ein wenig die Felgen aufgebrezelt. Dabei entdeckte sie rechts, an der hinteren inneren Felge austretende Flüssigkeit. Meine falsche Diagnose, defekter Radbremszylinder, entpuppte sich später bei Marco in der Werkstatt als defekter Simmerring. Die Radbremszylinder lagen bereit, der Simmerring nicht. Also alles wieder zusammen geschraubt und für den nächsten Tag das Ersatzteil bestellt.
Der Simmerring war in einer Stunde getauscht und eine Revision der Bremsen für nächstes Jahr beschlossen. Die Trommel hatte ihre besten Tage hinter sich und lag schon über dem Ausdrehmaß der zweiten Reparaturstufe, aber die Beläge waren noch gut. Alles gut, dachten wir.

Aller Gute Dinge sind drei

Montag, es war soweit. TÜV und H-Begutachtung. Die erste Aufgabe, der Bremsenprüfstand. Die Vorderachse glänzte mit Topwerten. Bei der Hinterachse war die TÜV-Prüfung zu Ende, denn die rechte hintere Bremse zeigte keinerlei Wirkung, auch das Nachstellen auf dem Bremsenprüfstand war ohne Erfolg. Alles andere war ohne Beanstandung, half aber nicht so wirklich weiter.

Bremsen doch defekt

Zurück in der Werkstatt haben Marco und ich die Bremsen noch einmal in Ruhe nachgestellt und entlüftet. Zurück zur Mercedes-Benz Niederlassung in Hilden, wo wir noch einmal ganz unkompliziert auf den Bremsenprüfstand durften. Das gleiche Bild, keine Wirkung. Es führt kein Weg an der sofortigen Restauration der hinteren Bremsen vorbei. Das bedeutet neue Bremstrommeln, Radlager, Federn, Beläge und Simmerringe. Der neu verbaute Simmerring wird schon nach nicht einmal 50 km seine Arbeit beenden müssen. Warum zwei Trommeln, wenn doch nur eine Seite defekt ist? Die Bremse einer Achse sollten immer zusammen erneuert werden. Das Radlager auf der rechten Seite war schon etwas angelaufen und deshalb werden alle Radlager, es sind vier, ersetzt. Nichts ist ärgerlicher, wenn kurze Zeit nach der Bremsenreparatur ein Radlager Probleme macht und wieder alles runter muss.
Und wieder ist es die Bremse hinten rechts, letztes Jahr versaute uns die Handbremse auf der gleichen Bremse die TÜV-Plakette.

Doch bei diesem Problem allein blieb es nicht. Während der Arbeiten an den Bremsen fielen Marco Geräusche am Lager der Kardanwelle auf. Die Kontrolle mit einem aufgesetzten Schraubenzieher (Spitze auf das Lager, Griff an das Ohr) bestätigte uns, dass das Lager hinüber ist.

Wasserpumpe defekt

Es folgte unvermittelt der dritte Schlag, mir tat schon der Nacken weh. Wasserspuren auf dem Boden der Werkstatt und der Blick in die rechte Heckgarage war nicht erfreulich, Wasser in der Nähe des Boilers. Zurück an unserem momentanen Stellplatz wurde der Zugang zur vermuteten Leckstelle frei gemacht. Polster der Sitzbank raus, den Stauraum unter der Bank ausgeräumt und den Zwischenboden ausgebaut. Nur war diesmal kein Schlauch die Ursache allen Übels, sondern die Wasserpumpe selber war undicht. Ich habe die Wasserpumpe auseinander genommen, gereinigt und wieder zusammen gebaut. Sie scheint wieder dicht zu sein. Auch die täglichen Nachkontrollen zeigten keine neue Feuchtigkeit.
Bei der Gelegenheit habe ich dort unten die elektrische Verkabelung noch etwas schöner verlegt.

Diese Raupe der Ahorneule war dann auch mit Abstand das Beste an diesem TagBremsen defekt - Die Raupe ist das Beste des Tages

Ausmisten

Ausmisten, auch oder gerade auf so wenigen Quadratmetern eine wichtige Aufgabe. Der Platz ist begrenzt und auch nach vier Jahren auf Achse erweisen sich immer noch Dinge als völlig nutzlos, so zum Beispiel unser Topf mit Frittiereinsatz. Viel zu klein und doch nimmt er viel Platz weg. Oder neu angeschaffte Dinge erweisen sich als nutzlos. Die letztes Jahr angeschaffte Actioncam fristete ihr Dasein meistens unter dem Tisch, weil wir einfach keine Lust haben Videos zu machen. Ich konzentriere mich auf meine Bilder.
Alles in allem sind wir nun etwa 25 kg leichter.
Zu ausmisten passt doch irgendwie die Trenntoilette oder? Ich habe die Führung des Eimers verbessert, weil dieser zu viel Spiel hatte und die Entlüftung gepimpt.

Der Zeitplan wankt

Unser Zeitplan kommt jetzt etwas unter die Räder. Es ist recht ungeschickt mit einer fast funktionslosen Bremse hinten rechts auf die Autobahn zu fahren. Wir wissen nämlich jetzt auch, warum uns die Kiste auf der Rückfahrt an einem Kreisverkehr auf nasser Fahrbahn fast ausgebrochen ist.

Karma

Da hat uns doch irgendwie das Karma geleitet, anstatt noch einmal in die Pyrenäen zu fahren, sind wir zurück nach Deutschland. Wir wollten eigentlich in richtig hohe Regionen der Pyrenäen, die Passabfahrten hätten ein richtiger Spaß werden können.
Das Karma hat auch noch eine Fortsetzung. Das Lager für die Kardanwelle liegt schon seit letztem Jahr bei Marco in der Werkstatt, weil er zwei Lager zu einem Spitzenpreis bekommen hat, eines für sich und eines für uns.

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