FahrradReisenStories

Nachhaltig reisen und dabei mehr aufregende Abenteuer erleben

Wie ich schon im Artikel zu Hamburg anmerkte, wird unser Wohnmobil die nächste Zeit wohl eher wenig bis gar nicht bewegt werden. Es ist Zeit für Veränderungen und Konsequenzen. Wir werden mehr nachhaltig reisen.

Wir haben ja schon bei unseren letzten großen Reisen in die Hauts-de-France in Frankreich das Wohnmobil wenig bewegt und die meisten Kilometer mit den Fahrrädern gemacht. 

Nun gehen wir einen Schritt weiter und lassen das Wohnmobil einfach stehen. Wir haben die Bahncard 25 in der Tasche, die App der Bahn auf unseren Smartphones und eine Menge Lust. 

Unser Wohnmobil ist jetzt erst einmal ein Tiny House und das hat mehrere Gründe.

Keine Lust auf Autofahren

Ich war noch nie der Langstreckenfahrer und mich nervt diese Kilometerfresserei schon immer. Die Kilometer werden einfach nicht weniger und die Zeiger kriechen in Zeitlupe über die Uhr des Tachos. Ich kann auch nicht ständig anhalten, wenn ich Interessantes sehe oder es gibt gar keine Möglichkeit zu halten. Ich bin immer froh, wenn die Kiste steht und ich die nächsten Tage nicht mehr hinter das Steuer muss.

Eine Tour mit dem Bike birgt für uns mehr Abenteuer, mehr Herausforderung, mehr Abwechslung und mehr Gelassenheit. Und im Zug kann auch ich jetzt in die Landschaft schauen, lesen, schlafen, essen oder arbeiten.

Nachhaltig reisen mit der Bahn

#MehrPlatzFürsRad oder wie wäre es mit weniger CO₂

Die CO₂-Emission steigt und steigt und trotzdem gibt es immer mehr Autos. Im Januar 2021 waren es 66,9 Millionen Autos, jetzt sind es schon 67,7 Millionen. Jede Warnung, jede neue, alarmierende Studie wird von zu vielen mit einem Schulterzucken quittiert. Die Autos werden immer schwerer und immer größer. Das neue SUV von Mercedes wiegt 3,5 Tonnen, in Worten drei Komma fünf. Mal ganz ehrlich, habt ihr euren Lack gesoffen?

Ich frage mich, warum nicht alle schreiend durch die Gegend laufenEckart von Hirschhausen

50 % aller Autofahrten gehen nicht weiter als fünf Kilometer. Eigentlich könnten wir von jedem, dem es möglich ist, erwarten, dass er sich nicht für jeden noch so kurzen Weg in sein Auto setzt. Eigentlich! Die eigene Bequemlichkeit zu überwinden und seine Gewohnheiten zu überdenken, ist nicht einfach, aber dringend notwendig.

Fangen wir bei uns an, das Wohnmobil bleibt stehen.

#FuckPutin

Unser Verbrauch von Diesel finanziert den Krieg Russlands, ob nur zum Teil oder komplett ist mir egal. Jeden Cent, den Russland nicht bekommt, ist uns wichtig. Aber letztendlich war dieser Krieg nur der kleine Stein, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte und uns zu einer Entscheidung zwang, auch wenn Deutschland demnächst dann doch kein Öl mehr aus Russland importieren sollte. Nachhaltig reisen ist für uns die Alternative.

Sollten wir kein Öl mehr aus Russland beziehen, sollten wir trotzdem weiterhin sparsam sein. Eine steigende Nachfrage würde den Ölpreis in die Höhe treiben. Und ein hoher Ölpreis würde wieder mehr Geld in die Kasse des Irren treiben. Also egal woher das Rohöl kommt, besser ist es so wenig wie möglich zu verbrauchen. Aber das war ja eigentlich schon immer so.

Zu viele Wohnmobile

Alleine in den letzten drei Jahren wurden 215232 Wohnmobile zugelassen.

Ich finde den folgenden Spruch ja völlig blödsinnig: Früher war alles besser. Aber hier trifft er ausnahmsweise zu. Früher waren wir die Leute, die nur billig Urlaub machen wollten oder konnten. Heute ist alles voll und demnächst fahren wir am besten schon um sieben Uhr morgens den nächsten Stellplatz an, damit ich noch einen Platz bekomme. Uns wird das alles langsam zu viel.

Früher war alles früherJochen Malmsheimer

Wir können und wollen nachhaltig reisen

Wir wollen wieder einmal raus aus der Komfortzone. Raus aus der schützenden Hülle des Wohnmobils und noch näher an den Menschen und der Natur sein. Nachhaltig reisen kann aber auch ein Verzicht auf Bequemlichkeit sein. Wir könnten nass werden, wir könnten frieren und wir werden uns für die Idee das ein oder andere Mal verfluchen, aber am Ende werden wir uns feiern. Und eines ist ja ohnehin klar, nur die Harten kommen in den Garten.

Wir haben an einem Tag 115 km bei 1 °C rund um Bornholm gemacht, wir haben 800 Höhenmeter an einem Tag gemacht und sind auf Rügen einen Winter gegen fast jeden Wind gefahren. Wir sind fit genug und könnten noch fitter werden. Also können wir nur gewinnen, wenn wir nachhaltig reisen.

Nachhaltig reisen auch im Winter
Springt bei jeder Temperatur an

Am Fahrrad sind nun Lowrider für Fahrradtaschen an der Gabel montiert. Wir haben mittlerweile sechs Taschen von Ortlieb*, Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, einen Kocher* und all das andere notwendige Equipment für Camping. Wir werden die Art der Übernachtung aber flexibel handhaben. Mal werden wir im Zelt schlafen, mal in einer festen Unterkunft eines Campingplatzes und mal im Hotel.

Nachhaltig reisen fängt schon bei der Vorbereitung an. Unsere Shoppingtour nach Hannover für die Campingausstattung haben wir mit dem ÖPNV gemacht und haben tatsächlich das ganze Equipment (unter anderem ein Zelt, zwei Schlafsäcke, zwei Isomatten, Zeltplane und einiges mehr) nach Hause getragen. Wir haben uns das Niedersachsen-Ticket über die Bahn App gekauft und los ging es. Auch der Bus zum Bahnhof und die Straßenbahn in Hannover sind bei diesem Ticket inklusive. Mit dem Ticket können wir auch noch einmal nach Hamburg fahren und auch Groningen in den Niederlanden ist möglich.

Die letzten Vorbereitungen laufen, denn in zwei Tagen geht es auf die erste längere Tour. Wir fahren zu einer Hochzeit in Solingen. Mit dem Zug geht es nach Dortmund und ab da fahren wir mit den Rädern quer durch das Ruhrgebiet bis zur Mündung der Ruhr und weiter den Rhein hinauf. Hin und zurück sind das etwa 660 km, für die wir keinen Diesel verbrennen werden und das sind etwa 100 Liter, die wir einsparen. Wir machen jetzt unsere Verkehrswende und werden nachhaltig reisen. Wir sind richtig aufgeregt, freuen uns auf die neuen Abenteuer und die neuen Herausforderungen.

Haben wir vor etwa 25 Jahren uns nicht einmal gesagt, dass wir zu alt werden, um im Zelt zu schlafen? Haben wir, aber was schert uns unser Geschwätz von früher. Und überhaupt, das letzte Mal hatten wir voll die üblen Luftmatratzen.

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