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Roadbook – Hardelot-Plage nach Watten, nein, nicht Wacken

Watten

Der Abschied vom Meer kam irgendwie unerwartet, aber auf dem Stellplatz in Oye-Plage war uns zuviel Zirkus, also sind wir weiter nach Watten.


Zirkus auf einem Stellplatz sind wir ja gewohnt, aber diesmal war es doch ein wenig zu viel des Guten, denn der Stellplatz und die Entsorgung waren vom Fuhrpark eines Zirkus belegt.

Hardelot-Plage

Nach acht Tagen hatten wir rund um den Ort alles gesehen und uns wurde etwas fad, wie der Österreicher zu sagen pflegt. Wir hatten auch unser Ziel, Equihen-Plage, erreicht,  zwar nicht mit dem Rad, sondern zu Fuß. Wie gesagt, eigentlich wollten wir ja noch gar nicht vom Meer weg, aber da war halt die Sache mit dem Zirkus.

Watten

Watten liegt am nördlichen Ende des Marais Audomarois, einem Feuchtgebiet mit über 700 km Kanälen. Der angenehme Stellplatz liegt auf einer Insel zwischen zwei Kanälen, etwas abseits des Städtchens und ist recht ruhig. Also ruhig, wenn du die Laute der Natur von Fröschen, Dohlen und Tauben nicht als Ruhestörung empfindest. Es gibt sogar noch einen See auf dieser kleinen Insel.

Zwei kleine Supermärkte und drei Boulangerien stellten unsere Lebensmittelversorgung sicher. Eigentlich sind es ja drei Supermärkte, aber den Netto hatten wir uns mal angeschaut und sind beinahe rückwärts wieder raus. Wir mögen den Netto in Deutschland ja schon nicht, aber dieser Netto schlägt dem Fass den Boden aus. Das ist die Rache der Deutschen an der französischen Esskultur. Hier werden Lebensmittel angeboten, wie in einer dieser Resterampen in einem heruntergekommenen Laden, als billiger Ramsch, der irgendwie weg muss. Jeder Baumarkt ist appetitlicher wie dieser Laden.

Somit hatte der Zirkus in Oye-Plage auch wieder sein Gutes, denn Watten ist auch ein idealer Stellplatz für unsere Ausflüge. Hier gibts es alleine drei schiffbare Kanäle, die zu Radtouren einladen. Den Canal de la Haute Colme nach Dunkerque, den Rivière de l’Aa nach Gravelines und den Canal de Calais, klar wohin der führt. In die andere Richtung geht es nach Saint-Omer und Argues. Und irgendwie kommt man auch nach Amsterdam, von da kamen nämlich die Briten, die mit ihrem Boot an der Anlegestelle gegenüber festmachten und uns um Rat fragten.

Es wurde der bisher längste Aufenthalt auf einem Stellplatz. Fünfzehn Tage verbrachten wir in Watten und haben dabei 336 km mit den Rädern oder zu Fuß zurückgelegt. Und wir waren noch einmal am Meer. Wir haben eine Radtour nach Gravelines und Plage de Petit-Fort-Philippe unternommen, mit 75 km unsere bisher längste Tour.

60 km

Das ist im Moment unsere neue Art des Reisen. Einen angenehmen Stellplatz finden, mindestens acht Tage bleiben und dann etwa 60 bis 70 km weiterziehen. Unser Aktionsradius mit den Rädern beträgt mittlerweile wieder gute 50 km, die 75 km waren schon hart, sehr hart gegen Ende, aber daran arbeiten wir.

Auf dieser Tour standen wir nur zwei Nächte frei. Zum einen ist dies an der Küste zunehmend immer schwieriger. Der Hauptgrund ist aber, dass wir einfach ein besseres Gefühl haben, wenn wir stundenlang unterwegs sind und das Auto nicht irgend wo mutterseelenallein in der Pampa steht.

Unsere Ausgaben für Diesel sind im Moment daher eher marginal und der letzte Besuch einer Tankstelle war am 12. Mai.
Kuschelparker

Unterwegs in der Natur

Das Abfahren irgendwelcher Hotspots hat für uns im Moment so gar keinen Reiz, sondern das Draußen unterwegs sein ist uns wichtig. Wir entdecken gerade nicht die großen Universen, sondern die Kleinen um uns herum, die abseits des Bekannten und der Straße liegen. Dabei ist uns aufgefallen, wie klein der Radius der Menschen ohne Auto geworden ist. Bei all unseren Wanderungen und damit meine ich alle zusammen, können wir die Zahl der Menschen, die wir unterwegs getroffen haben an zwei Händen abzählen. Ein schönes Beispiel war ein Sonntag in Merlimont-Plage, der Strand und die Straßen waren voll und das Wetter grandios. Wir liefen einen ausgeschilderten, im Office de tourisme beworbenen 11 km langen Wanderweg durch die Dünen, der am Rande von Merlimont-Plage mit eigenem Parkplatz beginnt. Wir haben in den 3 Stunden nicht einen einzigen Menschen getroffen.

Bild – Nein danke

Aber kommen wir doch einmal zu etwas ganz anderem.

„Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zulässt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“Max Goldt über die Bildzeitung
So wird das mit den „15 minutes of fame“ und bekannt aus Funk und Fernsehen nichts. Aber es gibt Grenzen, die wir nicht für Geld, Ruhm und gute Worte bereit sind zu überschreiten.

Folglich haben wir das Angebot einer 3-4-seitigen Reportage über 14qm in der Auto-BILD abgelehnt. Unsere Vorstellungen und Werte unterscheiden sich doch erheblich von denen der BILD-Zeitung, dabei spielt es für uns keine Rolle, dass es sich bei Auto-BILD um einen Ableger handelt. Allein schon die Verwendung des Namens BILD ist für uns ein absolutes No-Go.

Bezeichnend war es dann auch irgendwie, dass die Journalistin, die in ihrer Mail noch von einer glühenden Liebe zu unserem Düdo sprach, nicht einmal mehr auf unsere Absage antwortete. So schnell kann Liebe vergehen, vielleicht war es aber auch keine Liebe, sondern einfach nur Honig für den Bart.

Die obigen Gründe alleine sind schon ausreichend, aber der Axel-Springer Verlag ist auch noch eine der treibenden Kräfte hinter dem Gesetz zum Leistungsschutzrecht. Und dieses Monster mit seinen Uploadfiltern brauchen wir überhaupt nicht. Sich als digitaler Nomade (eine Bezeichnung, die ich gerne vermeide) bezeichnen, bzw. sein Geld im Internet verdienen wollen und sich gleichzeitig dann mit einem solchen Lobbyisten einlassen, dass schließt sich in meinen Augen aus.

Im übrigen, welche Folgen schlecht gemachte Gesetze wie die DSGVO und das Leistungsschutzrecht haben können, erfahren gerade die ersten Reisenden, die ihre Fahrzeuge in die USA verschiffen wollten. Sie finden keine Versicherung mehr mit dem Hinweis auf die DSVGO. Etliche Seiten in den USA sind für Europäer mittlerweile so wie so gesperrt.

Und das Wetter?

Watten WindmühleVom Wetter reden wir ja eher selten, aber diesmal haben wir das Gefühl auf der Insel der Glückseligen gelandet zu sein. Rechts, links und unter uns herrschte Chaos. In der Normandie, in der Bretagne, bei Paris und bei unseren Freunden in NRW löst ein Unwetter das Andere ab. Und bei uns? Eine ganze Zeitlang war ganz Frankreich auf der Unwetterkarte gelb und orange. Ganz Frankreich? Nein! Die Region Hauts-de-France, in der wir uns aufhalten, hielt tapfer stand. Wir hatten nachts ein Gewitter, nichts dramatisches, so etwas ganz Normales. Ansonsten haben wir täglich einen Mix aus Sonne und Wolken, bei Temperaturen zwischen 17 °C und 25 °C. Der Wind kam an einigen Tagen auf etwa 45 -50 km/h. Also ideales Wetter für das Leben im Wohnmobil, für unsere Wanderungen und Radtouren.

Sagen wir es doch einfach wie es ist. Wo wir sind ist es schön. Und ehrlich, wir haben den Stellplatz verlassen, Watten allerdings noch nicht, während ich diese Zeilen schrieb, drehte unsere Wäsche ihre Runden im Waschsalon. Abfahrt ist in etwa 4 Min.

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