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Seit fast einem Jahr sind wir nun nicht mehr mit dem Wohnmobil unterwegs. Wir haben alle Strecken, Touren und Reisen mit Fahrrad und Bahn zurückgelegt. Zeit für ein Fazit.
Im November letzten Jahres ging es auf Rügen mit der Reise nach Ystad in Schweden los. Das Wohnmobil blieb auf der Insel. Danach folgte Bornholm in Dänemark, eine Reise durch das Ruhrgebiet nach Solingen, eine Tour durch die Südheide, nach Wiesbaden, Frankfurt, entlang der Weser und zum Abschluss reisten wir im Herbst noch einmal nach Dänemark. Dazu kommen unzählige Touren, unter anderem auf den Brocken, nach Goslar, Bad Harzburg, Göttingen, Echzell, noch einmal Solingen und Hannover.
Kilometer & Kosten
Wir haben 6200 Kilometer mit den Fahrrädern und 3650 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt. Das sind gute 10000 Kilometer ohne Auto oder Wohnmobil, denn wir können noch etwas über 90 km zu Fuß in die Abrechnung packen.
Etwa 3000 € wurden nicht in Diesel investiert. Dem gegenüber stehen Kosten für zwei Bahncards 25, sechs 9 €-Tickets und den anderen Fahrkarten (inkl. der Fähre nach Bornholm und Bustickets) von 746 €. Auch wenn wir die Kosten für Campingplätze und Hotels dazu rechnen, bleibt die Kombination von Fahrrad und Bahn kostengünstiger.
Ganz nebenbei unterstützen wir mit unseren Reisen mit Fahrrad und Bahn die Wirtschaft vor Ort, denn wir schlafen nicht im Wohnmobil, sondern oft in Hotels oder Campingplätzen. Dazu kommt, dass wir auch mehr essen gehen.
Bahn
Wir sind noch nie in unserem Leben soviel mit der Bahn gefahren.
Die Eisenbahn ist für mich die größte Wohltat. Ich muss nicht fahren, nicht aufpassen und bin vollkommen entspannt. Die Autobahn ist meine nervende Mischung aus Langeweile und ständiger Anspannung. Autofahren macht mir keinen Spaß mehr und ich versuche es so gut es geht zu vermeiden, was mir die letzten 11 Monate fast ohne Ausnahme gelungen ist. Fast, weil wir dreimal Gas tanken mussten, das waren insgesamt 24 km.
Und ja, es gibt bei der Bahn manchmal und manchmal auch ein wenig mehr Probleme. Auf der anderen Seite stehen aber auch die vielen Staus auf den Autobahnen, die gerne bei der Rechnung unter den Tisch fallen. Selbst unsere Heimreise am Tag der Sabotage im Oktober verspätete sich nur dreieinhalb Stunden.
Sehr befreiend ist die Gewissheit, dass uns die mögliche Unzulänglichkeit der Technik unseres Zuges völlig egal sein kann. Wir müssen das weder in Ordnung bringen, um an unser Ziel oder nach Hause zu kommen, noch müssen wir das bezahlen. Ganz anders ist die Situation, wenn wir mit unserem Wohnmobil unterwegs wären. Hast Du hinten was repariert, ist vorne schon wieder etwas kaputt. Bremsleitung geplatzt, Ölwanne durchgerostet und eine überlaufende Servolenkung waren die letzten Überraschungen seit Mitte 2020.
Sollte ein Fahrrad einen Totalschaden erleiden, was eher unwahrscheinlich ist, würde uns ein schneller Ersatz keine 300 € kosten. Alles andere kann ich fast immer richten, bis jetzt war nur noch nie etwas zu richten.
Fahrrad
An meinem Rad habe ich jetzt nach 8000 km die Reifen*, den Zahnkranz, die Kette und die zwei Schaltrollen ersetzt. Das waren die ersten Ersatzteile seit Mai 2021 und die Kosten dafür belaufen sich auf 80 €. Für den Tausch der Teile brauche ich keine Stunde und keine Bühne.
Das ist die Magie einer Radreise, die Einfachheit der Technik, aber auch die Einfachheit der Fortbewegung, einfach nur eine Kurbelumdrehung nach der anderen. Die Reise beginnt ein paar Meter hinter dem Wohnmobil. Sind die Taschen montiert und ich spüre das Gewicht des Gepäcks, bin ich im Modus.
Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.
Ernest Hemingway
Tägliches Leben
Wir reisen nicht nur mit dem Fahrrad, es ist auch unser tägliches Verkehrsmittel. Alle Einkäufe wurden 2022 mit den Rädern erledigt. Der nächste Supermarkt ist momentan vier Kilometer entfernt und bis zum nächsten Discounter sind es acht Kilometer. In den ersten zwei Monaten des Jahres auf Rügen waren es sogar 15 Kilometer bis zum nächsten Supermarkt und auf dem Weg nach Hause kam der Wind garantiert immer von vorne.
Das Wetter macht uns nur selten einen Strich durch die Rechnung. Wir fahren eigentlich nur bei Glatteis nicht, aber Regen und Sturm trotzen wir.
Fahrrad und Bahn
Für uns ist das Reisen mit Fahrrad und Bahn im Moment das Optimum, vor allem für mich, der das Wohnmobil fahren müsste. Wir erleben die Natur und die Umgebung auf eine ganz besondere Art und Weise, langsam und intensiv.
2023 geht es genauso weiter und vielleicht können wir uns dann auch einen Traum erfüllen, nämlich die Überquerung der Alpen mit dem Fahrrad.
Videotipp
65… and back on the bike – Breathe and ride and enjoy your ride.